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VfB Stuttgart: Ärger nach Freiburg-Pleite – Fans stellen Trainer Hoeneß zur Rede

Veröffentlicht von Lukas Schattenberg    An 14 Sep 2025    Kommentare(0)
VfB Stuttgart: Ärger nach Freiburg-Pleite – Fans stellen Trainer Hoeneß zur Rede

Nach der Niederlage in Freiburg kocht die Stimmung

Ein Auswärtsspiel in Freiburg ist selten gemütlich. Nach der Pleite im Breisgau war der Frust im Gästeblock groß. Teile der Anhängerschaft des VfB Stuttgart machten ihrem Ärger Luft – mit lauten Rufen, spitzen Kommentaren und klarer Kritik an Sebastian Hoeneß. Der Vorwurf: zu spätes Reagieren von der Bank, zu wenig Risiko, zu viel Vorsicht in der Schlussphase. Nichts Dramatisches, aber deutlich genug, um die gute Laune der letzten Wochen zu dämpfen.

Spieler und Staff gingen nach Abpfiff zum Block, es gab kurze Gesten, ein paar Worte, viel Körpersprache. Die Szene blieb friedlich, aber sie zeigte: Die Erwartungen sind hoch, und die Geduld ist dünner geworden. Wer so konstant punktet wie der VfB in diesem Jahr, muss mit einer anderen Messlatte leben. Ein schwacher Auftritt – und schon wird jedes Detail seziert.

Was genau störte die Fans? Zum einen das Tempo im Umschalten, das gegen Freiburg phasenweise fehlte. Zum anderen die späten Wechsel, die aus Sicht vieler die Partie nicht mehr drehen konnten. Auch Standards waren ein Thema: Ecken kamen zu ungenau, zweite Bälle landeten zu oft beim Gegner. Kurz: In den Momenten, in denen Freiburg verwundbar war, fehlte dem VfB die Schärfe.

Auf Social-Media-Kanälen dominierte am Abend die gleiche Tonlage: Respekt für die starke Saison – aber die Frage, ob der Plan B greift, wenn Plan A nicht läuft. Genau an diesem Punkt entzündet sich Kritik schnell an der Person des Trainers. Hoeneß hat den VfB modernisiert, mutiger und variabler gemacht. Bei Niederlagen fällt die Analyse dann umso härter aus, weil das Grundniveau inzwischen so hoch ist.

Die sportliche Lage bleibt aber stabil. Der VfB hatte im Kalenderjahr 2025 eine beeindruckende Serie hingelegt. Selbst ein Rückschlag in Freiburg ändert daran nichts Grundsätzliches. Doch er macht sichtbar, woran das Team an stressigen Auswärtstagen noch arbeiten muss: das Momentum kippen, wenn der Gegner das Spiel verlangsamt, und in engen Phasen schneller die Dynamik verändern – durch personelle Impulse oder kleine taktische Korrekturen.

Auffällig war auch die Spielsteuerung: Der VfB hatte gute Phasen mit Kontrolle, schaffte es aber nicht, daraus klare Chancen zu erzwingen. Freiburg verteidigte kompakt, schob aggressiv raus und unterband viele Doppelpässe im Halbraum. Wenn Stuttgart nicht rechtzeitig das Tempo variiert, wirken Angriffe vorhersehbar. Genau diese Muster haben die Fans erkannt, und deshalb flog die Kritik nicht ins Leere.

Zwischen Euphorie und Erwartungsdruck: Wo der VfB jetzt steht

Parallel zum Fußball läuft beim VfB eine Erfolgsgeschichte neben dem Platz. Der Klub meldete zuletzt Rekordumsatz und Gewinne – ein seltener Satz in der Bundesliga. Finanziell ist das eine Absicherung, sportlich ein Hebel: mehr Stabilität, bessere Kaderplanung, weniger Zwangsverkäufe. Mit der Wahl von Dietmar Allgaier zum Präsidenten ist zudem eine neue Führungsfigur da, die Ruhe in die Vereinsdebatten bringen soll. Das Zusammenspiel aus wirtschaftlicher Stärke und sportlichem Aufschwung setzt aber auch Erwartungen frei.

Genau das spürt Hoeneß. Er hat dem Team eine klare Idee gegeben: hohes Pressing, wuchtige Vorstöße, viele Leute in der Box, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Läuft es, sieht das spektakulär aus. In Freiburg sah man die Kehrseite: Kommt der erste saubere Durchbruch nicht, braucht es schnelle Alternativen – etwa frühere Wechsel auf Tempo, das bewusste Überladen einer Seite oder ein direkteres Spiel nach Ballgewinn. Diese Justierungen sind kein Bruch mit dem Plan, sondern Teil davon.

Die Stimmungslage der Fans ist damit keine Überraschung, sondern ein Spiegel. Wer oben mitspielen will, wird an Details gemessen. Ein spätes Tor gegen sich? Zu spät gewechselt. Eine vergebene Großchance? Falscher Laufweg. Das ist hart, aber auch ein Zeichen, dass der VfB wieder relevant ist. Zwischen der gelebten Euphorie und der nüchternen Analyse liegt nur ein schwacher Nachmittag.

Im Verein weiß man, wie man solche Momente einfängt. Klare Ansprache an die Mannschaft. Keine Scheu vor kleinen Korrekturen. Und das Gespräch mit den organisierten Fans suchen, bevor die Erzählung kippt. Der neue Präsident hat gerade erst betont, wie wichtig geschlossene Reihen sind. Ein kurzer Austausch, ein paar transparente Botschaften – schon wirkt eine hitzige Debatte weniger explosiv.

Sportlich stellen sich für die nächsten Wochen vor allem pragmatische Fragen: Wie bleibt die Intensität auch in englischen Wochen hoch? Wer ersetzt müde Beine, ohne die Statik zu verlieren? Und wie sichert man Spiele, wenn der Gegner nur auf Fehler lauert? Der VfB hat die Werkzeuge dafür. Entscheidend ist der Mut, sie rechtzeitig zu nutzen.

  • Taktische Balance: Bei stockenden Angriffen früher zwischen Kontrolle und Risiko wechseln, notfalls eine Linie höher schieben.
  • Wechsel-Dynamik: Frische Geschwindigkeit eher bringen – und klar kommunizieren, welche Rollen die Joker haben.
  • Standards schärfen: Ecken und Freistöße gezielter trainieren, Varianten bereit halten, um kompakte Gegner zu knacken.
  • Kommunikation: Fans mitnehmen, Entscheidungen erklären, den Spannungsbogen halten – besonders nach Niederlagen.

Der Blick aufs große Bild hilft: Der VfB ist sportlich gewachsen, finanziell stärker, in der Führung neu aufgestellt. Niederlagen wird es trotzdem geben. Wichtig ist, wie die Mannschaft darauf antwortet. Hoeneß hat zuletzt oft bewiesen, dass seine Teams Rückschläge schnell korrigieren. Genau dafür ist jetzt die Bühne da.

Für die Fans bleibt der Tag in Freiburg ein Stachel. Für das Team ein Warnhinweis. Und für den Verein ein Test, ob die neue Stabilität auch Lärm aushält. Es ist nicht der Beginn einer Krise, sondern ein Moment, der Klarheit verlangt. Gelingt die Reaktion, bleibt die Saison auf Kurs – mit allen Chancen, die sich der VfB durch harte Arbeit erarbeitet hat.